Janboris Rätz (they/them)
Interview mit Janboris in der Queren Stunde der Antenne Trier
Liebes Trier,
Im Zusammenhang mit Queerness wird oft von Sichtbarkeit gesprochen und wie wichtig diese ist, damit auch marginalisierte Menschen offen und authentisch einen Teil zu unserem gesellschaftlichen Miteinander beitragen können.
Daran arbeitet das Schmit-z in Trier seit mehr als 30 Jahren mit unzähligen Veranstaltungen, mit dem Rosa Karneval, dem Queergarten, dem Proud oder dem Trierer CSD, dessen stolze Schirmherr*in ich dieses Jahr sein darf.
Diese Sichtbarkeit ist gut und schafft etwas für die, die schon loud & proud sind, aber auch für alle, die noch nicht den Mut haben, sich zu zeigen, die noch Angst davor haben oder sich noch dafür schämen, was oder wie sie sind.
Gleichzeitig macht diese Sichtbarkeit aber auch angreifbar, weil queere Menschen damit auch von denen gesehen werden, die wollen, dass wir verschwinden oder uns wieder verstecken.
Spätestens seit den Europawahlen im Juni ist klar: trotz investigativer Enthüllungen, nachgewiesenem Rassismus und Beobachtungen durch den Verfassungsschutz haben 16 Prozent der Wähler*innen ihre Stimme einer in Teilen rechtsextremen Partei gegeben – und damit politischen Kräften, die sich wiederholt gegen Queerness ausgesprochen haben und auf Kosten von etwa trans* Personen Feindbilder schaffen.
Deswegen sind Events wie CSDs so wichtig. Damit wir alle, egal ob queer, lesbisch, schwul, bi-, pan- oder asexuell, trans*- oder inter*geschlechtlich, nicht-binär, genderfluid oder agender, in der Stadt, in der wir aufgewachsen und/oder zu Hause sind oder in der unsere Familien, chosen family oder Freund*innen leben, sichtbar sein können, damit wir ZUSAMMEN sichtbar sein, uns vernetzen, miteinander sprechen und zuhören können. Social Media Posts teilen oder mit einem Like versehen alleine reicht nicht mehr. Wir müssen runter von den Sofas, raus aus den Komfortzonen und auf die Straßen!
Dafür brauchen wir auch zunehmend Unterstützung. Wir brauchen Allys, die mit demonstrieren und sich trauen, den Mund aufzumachen, wenn im Bus eine Person queer- oder trans*feindlich beschimpft wird, wenn auf der Arbeit Menschen benachteiligt, sie ausgebremst oder ihnen Steine in den Weg gelegt werden oder Kinder das Wort „schwul“ als Schimpfwort benutzen. Wer da weghört, den Mund hält oder sich anderweitig gleichgültig verhält, ist Teil des Problems, nicht der Lösung.
Deswegen, liebe Queerlinge, liebe Allys, schnappt Euch die Freund*in, die Oma, den Opa, die Mama und den Papa, die Cous*inen, die Neffen oder Nichten, die Onkels, Tanten oder Tunten und seid sichtbar – louder & prouder am 27.7.2024 bei der PRIDE in Trier und (soweit es möglich ist und sich richtig und sicher anfühlt) auch jeden anderen Tag des Jahres.
Uns verbindet immer mehr, als uns trennt.
Happy Pride
Janboris Rätz